Der durchaus sinnvolle Einsatz von Bildlegenden, der hier keineswegs negiert werden soll, hängt von der konzeptionellen Definition bzw. Zielsetzung des zu schaffenden Werkes ab. In der auch hierin vorzunehmenden Gewichtung zwischen visuellen, bildlichen und textlichen Inhaltsanteilen, spielt diese eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung und für die Wahrnehmung eines Werkes. Die Frage: Ist es ein Fotoband, eine Dokumentation mit Magazincharakter oder ein klassisches Buch mit illustrativer Schmuckausstattung stellt sich stets aus diesem Kontext heraus.

Wie ist die in diesem Kontext gesehene ideale Beschaffenheit einer Bildlegende (im weiteren Fortgang als Legende bezeichnet) oder besser gefragt was ist eine Legende?

Die Legende ist ein Brückenschlag zum Bildinhalt, sie beeinflußt die Interpretation und stellt die Möglichkeit dar, zusätzlich zum Bildeindruck etwas zu vermitteln – da beim abscannen einer Seite mit den Augen, die darauf enthaltenen Abbildungen immer die größte Dominanz besitzen – also ein probates Mittel um zusätzliche Inhalte hinzuzufügen oder Bildaussagen zu verstärken aber auch zu manipulieren!

 

Also gut, welche Arten von Legenden lassen sich unterscheiden?

  • Die beschreibende Legende ist eine Untugend. Man soll in einer solchen „Etikette“ nicht beschreiben, was auf dem Bild schon zu sehen ist und ist demnach verzichtbar!
  • Die instruierende Legende bringt das visuelle Argument schneller auf den Punkt. Gemeint ist: Die ergänzende Legende schlägt zwischen dem Text und dem Bild idealerweise eine Brücke. 
  • Dann gibt es Sammellegenden, die für eine Serie von indizierten Bildern (z. B. Abb.1, 2, 3 usw.) stehen.

 

Wo sollte die Legende stehen?

Wenn man die deutsche Bezeichnung Bildunterschrift derart eingrenzt: immer unterhalb eines Bildes.

Nur wenn man sich wirklich daran halten würde, wäre die Gestaltung derart eingeschränkt, als würde man fortlaufend einen monotonen Fließtext absetzen – das ist also keine überzeugende Lösung! Also sind auch seitlich am Bild (links oder rechts) gesetzte Legenden oder wenn das Bild unten randabfallend oder im Anschnitt gestaltet ist, im Bild oder über dem Bild platzierte Legenden ein probates Mittel. Allerdings gilt auch hier: Dabei ist die Stellung weniger wichtig, wenn nur eine vernünftige Legende vorhanden ist.

Die einzige Regel die befolgt werden sollte ist das gemeinsame Platzieren auf dem Druckbogen, wie sie eine aufgeschlagene Doppelseite darstellt. Wobei sich ihr Abstand zum Bild  immer am gewählten Gestaltungsraster, dem Satzspiegel und der zugeordneten Marginalbereiche orientiert. 

 

Wo sollte keine Legende stehen?

Wenn ein Bild als Aufmacher zusammen mit dem Titel eine Symbiose bildet, dann ersetzt der Titel die Legende. Auf Plakaten und in Anzeigen ist eine Legende überflüssig. 

Dann gibt es die sogenannten Kurzfutterartikel, die aus einem Bild und einem Kurztext bestehen, wie z. B. bei Newsmeldungen (überwiegend in Onlinemedien anzutreffen). Hier ersetzt der Kurztext die Legende komplett. 

Hintergrundbilder wie Texturen und Schmuckbilder benötigen ebenfalls keine Legende.

Bei Portfolios die chronologisch aufgebaut sind, deren Bildsequenzen ineinander aufbauen und fließende Entwicklungen bildlich erläutern (hier wäre das Einsetzen von  digitalen Add ons sinnvoller).

Bilder die vom kognitiven Erkennen her z. B. dem Fließtext zuzuordnen sind – sogenannte Selbstdarsteller – werden durch Legenden unbrauchbar.

 

Fazit. Das indikatorische Bild wie auch die Legende erfüllen einen Platz in der typografischen Informationsvermittlung, die da wären: Leseführung, Gewichtung und Gliederung.

Also wieder eine Frage nach der Definition eines Werkes, um mit den gewählten Mitteln seinem Zweck zu dienen.

MfG

Der Setzer

 

farbenlehreFarbharmonien ergeben sich über Rechteck- und gleichschenkliche Dreiecks-Relationen  (hier gezeigt bis in den Tertiärbereich).

Animation Farbenlehre

 

Farbempfindung und Farbpsychologie

farbkreisWir verbinden Farben mit Vorstellungen und Gefühlen.
Farben können die verschiedensten Reaktionen und Assoziationen auslösen. Dabei sind die gemachten psychologischen Empfindungen nicht nur abhängig von den individuellen Erfahrungen sondern auch von kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen und Entwicklungen.

Durch den gezielten Einsatz von Farbe kann der Blick des Betrachters beeinflusst werden. Ein Bildteil, der in hellen oder hochgesättigten Farben inszeniert wurde, wird beispielsweise länger betrachtet als ein Bildelement in sehr dunklen oder nur sehr schwach gesättigten Farben. Signalfarben z.B. leuchtendes Rot lenken ebenfalls den Blick des Betrachters, wie auch Helligkeitsunterschiede. Von den meisten Menschen werden Objekte in hellen Farben zuerst betrachtet und erscheinen deshalb bildwichtiger.

Hier sind einige der häufigsten Assoziationen mit Farben in der westlichen Kultur:

. Rot: Leidenschaft, Wut, Energie, Liebe, Gefahr
. Orange: Kreativität, Kraft, Einzigartigkeit, Anregung
. Gelb: Wissen, Energie, Freude, Intelligenz, Jugend
. Grün: Fruchtbarkeit, Wohlstand, Gesundheit, Erfolg, Wachstum
. Blau: Wissen, Vertrauen, Ruhe, Stille, Frieden, Kälte
. Violett: Royal, Weisheit, Spiritualität, Vorstellungskraft
. Weiß: Reinheit, Gesundheit, Perfektion, Sauberkeit, Tugend
. Grau: Gleichgewicht, Kultiviertheit, Neutralität, Ungebundenheit
. Schwarz: Angst, Geheimnis, Eleganz, Luxus

Zuordnungen von Gefühlen und Stimmungen in der traditionellen Farbsymbolik:

Gelb: Reife, Wärme, Optimismus, Vorwärtsstreben, Heiterkeit, Freundlichkeit, Veränderung, extrovertiert
Rot: Aktivität, Dynamik, Gefahr, Temperament, Zorn, Wärme, Leidenschaft, Eroberungswille, Tatendrang, exzentrisch
Orange: Freude, Lebhaftigkeit, Spaß, Lebensbejahung, Ausgelassenheit, fanatisch, aktiv
Blau: Harmonie, Zufriedenheit, Ruhe, Passivität, Unendlichkeit, Sauberkeit, Hoffnung
Grün: Durchsetzungsvermögen, Frische, Beharrlichkeit, Entspannung, Ruhe, lebensfroh, naturverbunden
Violett: Selbstbezogenheit, Eitelkeit, Einsamkeit, Genügsamkeit, introvertiert, statisch
Braun: Sinnlichkeit: Bequemlichkeit, Anpassung, Schwere, zurückgezogen
Weiß: Reinheit, Sauberkeit, Ordnung, Leichtigkeit, Vollkommenheit, illusionär
Grau: Neutralität, Trostlosigkeit, Nüchternheit, Elend, Nachdenklichkeit, Sachlichkeit, Funktionalität, Schlichtheit, unbeteiligt
Schwarz: Negation, Auflehnung, Undurchdringlichkeit, Trauer, Einengung, Abgeschlossenheit, Funktionalität, pessimistisch, hoffnungslos, schwer

typoaufbauBeispiel: „Berkeley Oldstyle“ Venezianische Renaissance Antiqua (seit ca. 1470)

 

Der richtige Umgang mit Schriften basiert u. a. auf ein kulturelles Verständnis und ihre Eingebundenheit  im historischen Kontext.

01 VENEZIANISCHE RENAISSANCE-ANTIQUA (seit ca. 1470)
Wichtige Vertreter:
Centaur, ITC Berkley Old Style, Guardi, Stempel-Schneidler, ITC Weidemann …

02 FRANZÖSISCHE RENAISSANCE-ANTIQUA (seit ca. 1550)
Wichtige Vertreter:
Bembo, Caslon, Dante, ITC Gaillard, Garamond, Minion, Palatino …

03 BAROCK-ANTIQUA (seit ca. 1700)
Wichtige Vertreter:
Baskerville, Bookman, Concorde, Caslon, Original Jameson, Times, Zapf International …

04 KLASSIZISTISCHE ANTIQUA (seit ca. 1800)
Wichtige Vertreter:
Centennial, Bodoni, Didot, Fairfield, Madison, Modern, Torino, Walbaum …

05 SERIFENBETONTE LINEAR-ANTIQUA (seit ca. 1815)
Wichtige Vertreter:
Glypha, Egyptienne (1815), Lubalin Graph, Memphis, PMN Caecilia, Rockwell (1933),
Backbay, ITC Century, Clarendon (1952), Excelsior, Showguide, Italienne (1850) …

06 SERIFENLOSE LINEAR-ANTIQUA
Wichtige Vertreter – KLASSIZISTISCHER CHARAKTER  (seit 1816):
Akzidenz Grotesk, FF Arial, Corporate S, Folio, FF Grotesque, Helvetica, Imago, Unica, Venus, Univers (A. Frutiger, 1957) …
Wichtige Vertreter – RENAISSANCE-CHARAKTER (seit 1928):
Frutiger, Gill, ITC Goudy Sans, Lucida Sans, FF Meta (Eric Spiekermann 1991), Myriad, FF Scala Sans, Syntax, FF TheSans, Today …
Wichtige Vertreter – AMERIKANISCHE GROTESK (seit 1900):
Bulldog, Franklin Gothic, Lightline Gothic, News Gothic (1908), Trade Gothic, Vectora
Wichtige Vertreter – KONSTRUIERT (seit 1900):
Avant Garde, Avenir, Bauhaus, Eurostile, Futura (Paul Renner, 1928), Kabel, Neuzeit Grotesk, Spartan …

07 ANTIQUA-VARIANTEN
Wichtige Vertreter:
Alba, Arnold Boecklin, Optima, Copperplate, FF Craft, FF Mambo, FF Harlem, FF Trixie, ITC Souvenir …

08 SCHREIBSCHRIFTEN
Wichtige Vertreter:
FF Schulschrift, Delphin, Medici Script, Künstler Script, Linoscript, Legende, Zapf Chancery, Popp-Residenz, Snell Roundhand …

09 HANDSCHRIFTLICHE ANTIQUA
Wichtige Vertreter:
Tekton, Mistral, FF Providence, FF Erikrighthand, Kaufmann, Pepita, FF Justlefthand, Brush Script, FF Childs Play …

10 GEBROCHENE SCHRIFTEN (seit ca. 1445)
Wichtige Vertreter:
Gotisch: CloisterBlack, Fette Gotisch, Wilhelm Klingspor, Notre Dame …
Rundgotisch: FF Ophelia, Wallau, San Marco …
Schwabacher: Alte Schwabacher, Ehmcke-Schw. …
Fraktur: Breitkopf-Fraktur, Fette Fr., Unger-Fr. …

Die Morphologische Analyse oder auch Morphologischer Kasten genannt, ist eine Kreativitätstechnik, die vom Schweizer Physiker Fritz Zwicky in den 30er Jahren entwickelt wurde.

Es beschreibt einen kreativen Prozess wie durch laterales und konvergentes Denken aus Ideen konkrete, umsetzbare Produkte, Konzepte und Visuals entstehen können. Die Grundidee des Morphologischen Kastens besteht darin, verschiedene Kombinationen und Variationen von bestehenden Ideen oder möglichen Lösungen in einen neuen Zusammenhang zu bringen. Durch eine Kombination einzelner Ausprägungen der eingesetzten Parameter entstehen immer wieder neue Lösungsansätze. Dabei wird idealerweise das gesamte Spektrum an denkbaren Ergebnissen systematisch abgedeckt.

Und so geht’s:

  • Schreiben Sie zunächst alle Parameter auf, die im Zusammenhang mit Ihrer Idee von Bedeutung sind (vertikal).
  • Dann notieren Sie für jeden Parameter mögliche Ausprägungen in dessen Zeile (horizontal).
  • Jetzt versuchen Sie in die anderen Kästchen der einzelnen Ansätze (Titelspalten) zu den Parametern Ideen zu formulieren.
  • Am Ende verknüpfen Sie die Kästchen miteinander und erhalten so Ihre ideale Lösung.